Missio-Nationaldirektor über „Querida Amazonia“

Es sorgt seit seiner Veröffentlichung für viele Diskussionen: Papst Franziskus nachsynodales Schreiben „Querida Amazonia“. Missio-Nationaldirektor Wallner nimmt Stellung zu diesem Dokument und appelliert für innerkirchliche Einheit und gegen eine Vereinnahmung des Papstes.
Missio-Nationaldirektor Pater Karl Wallner appelliert nach Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens „Querida Amazonia“ für „innerkirchliche Einheit“ und mahnt vor einer „Vereinnahmung des Papstes“ für Anliegen jeglicher Art. „Papst Franziskus ist und bleibt für mich ein Reformpapst, der für eine Reform eintritt, die aber wohl doch anders ist als so mancher denkt“, so Wallner. Franziskus macht sich aus seiner Sicht für eine „Wurzelbehandlung in unserem ganzen kirchlichen Leben“ stark, die grundlegende Haltungen ändern soll. Was für Wallner von der Amazoniensynode bleibt: „Es ist wichtig, dass in der Kirche die Empörung über die ökologische Zerstörung des Regenwaldes und die Empörung über herrschende Ungerechtigkeit eine Stimme bekommt. Das will auch der Papst. Dieser Auftrag zu einem transformierenden, weltverändernden Engagement kommt von Jesus selbst!“

Der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich plädiert für starken Zusammenhalt in der Kirche, gerade jetzt, wenn es um die aktuellen Herausforderungen im 21. Jahrhundert geht: „Wir müssen als Kirche gemeinsam weitergehen und sehr wachsam auf das hören, was der Heilige Geist sagt.“ Nur so könne die Kirche die Menschen abholen und ihnen das anbieten, wonach sie sich sehnen, so Wallner.

Papst Franziskus mit Vertreterinnen und Vertretern der indigenen Bevölkerung Amazoniens.

Neuer Treibstoff für soziales, kulturelles, ökologisches Engagement

Christ-sein muss sich stärker in einer sozialen, kulturellen und ökologischen Dimension entfalten, so die Kernbotschaft des Schreibens „Querida Amazonia“ für Wallner: „Papst Franziskus ruft uns dazu auf, aus einer tiefen Freundschaft mit Jesus zu leben und ganz neu im anderen wirklich Christus zu sehen: vor allem in den Armen und Entrechteten. Das ist die Revolution der christlichen Botschaft. Das ist unsere Mission gestern und heute, – aber heute mehr als je zuvor!“, zeigt sich Wallner überzeugt.

Papst Franziskus setze sich für eine „neue Mentalität“ in der Kirche ein, betont Wallner: „Wir schrauben in der Kirche immer an irgendwelchen Rädchen herum, am liebsten an Strukturen und Ämtern. Mit diesem überraschenden Schreiben zeigt der Papst: Es gilt, den Treibstoff zu ändern und dieser neue Treibstoff steht für eine tiefe persönliche Freundschaft mit Jesus, die sich dann eben unter anderem in einem konkreten sozialen, kulturellen und ökologischen Engagement entfaltet.“

Papst Franziskus bei der Amazonien-Synode

Jeder ist eine Mission

Der Missio-Nationaldirektor erinnert in diesem Zusammenhang auch an das Motto ‚Getauft und gesandt‘, das Papst Franziskus für den Außerordentlichen Monat der Weltmission im Oktober 2019 ausgegeben hatte: „Dieser starke Impetus ist leider weitgehend unbeachtet geblieben. Nur wenn jeder einzelne Gläubige entdeckt, dass er eine je spezifische Mission ‚ist‘, wird es einen Aufbruch geben. Dieses Allgemeine und Grundlegende müssen wir wieder entdecken, das ist das größte Reformanliegen von Franziskus.“

Als sehr positiv bezeichnet der Missio-Nationaldirektor auch den sehr persönlichen und emotionalen Stil des Papstes in „Querida Amazonia“: „Ich habe selbst die Abgründe der Situation unseres Planeten erlebt: Wenn man abgeholzte und erodierte Böden und kilometerlange Bahnen von Plastikabfall an den Stränden des Indischen Ozeans in Tansania gesehen hat, kann man die Wutausbrüche von Greta Thunberg verstehen. Die Transformation der Welt, die unvermeidlich ist, wird nur gelingen, wenn jeder von uns seine Denkweise ändert. Die zärtliche Sichtweise auf die Welt und ihre Probleme, zu der uns der Papst anhand des ‚geliebten Amazoniens‘ einlädt, empfinde ich als Therapie und Motivation zugleich.“

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