Die Hoffnung stirbt nie

Armut und Angst vor Entführungen sowie Gewalt sind Alltag auf Haiti. Nun löste das Erdbeben im Sommer eine humanitäre Katastrophe aus. Ohne die Kirche wäre der Karibik-Staat völlig verloren.

Es ist Samstag, 14. August, 8.29 Uhr Ortszeit auf Haiti. Pater Emery Ménard hat in der Kirche Sainte Marie Madeleine im Süden des Landes eben die Messe beendet und richtet sich danach ein Frühstück. Plötzlich wackelt alles um ihn herum. Der Pater lässt seinen Teller fallen, und rennt ins Freie: „Rund herum stürzten Häuser und Gebäudeteile ein und ich war umgeben von Staub – aber ich überlebte“, erinnert er sich im Gespräch mit der „allewelt.“

Eine Katastrophe nach der anderen

Doch 2.000 Menschen sterben, 12.000 sind verletzt und mehrere Hundert vermisst. Häuser, Kirchen, Schulen, Straßen, Lager- und Verarbeitungsanlagen, Molkereien und Bewässerungssysteme werden zerstört. Und es kommt noch schlimmer: Der Tropensturm Grace, der ein paar Tage danach über das Land hinwegfegt, verursacht zusätzlichen Schaden. Viele hunderttausend Menschen sind nun auf humanitäre Hilfe angewiesen. Dazu kommt die ständige Angst vor Entführungen und Gewalt.

„Die Menschen leben von Tag zu Tag, versunken in einer endlosen politischen Krise, erdrückt in einem Umfeld von bewaffneten Gangs, als Opfer von Naturkatastrophen. Den Leuten geht es sehr schlecht. Ich spüre, dass in der Bevölkerung ein Gefühl der Entmutigung und Aussichtslosigkeit herrscht“, beschreibt Pater Emery die Lage.

Haiti

Die Kirche hilft Notleidenden

Haiti ist eine ehemalige französische Kolonie in der Karibik mit 11,2 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern einer katholischen Mehrheit. Seit der Ermordung des amtierenden Präsidenten Jovenel Moise im Juli hat sich die politische Lage weiter destabilisiert.

Die katholische Kirche und Hilfsorganisationen tun ihr Möglichstes, um die Not zu lindern. Gerade die Kirche tritt bei der Gesundheitsversorgung und Bildung an die Stelle des Staates. „Die Kirche ist im ganzen Land aktiv, auch in den entlegensten Gebieten. Sie steht den Menschen bei, organisiert medizinische, und psychologische Hilfe und Nahrung“, sagt Pater Emery. Es ist auch die Kirche, die sich schützend vor die Menschen stellt, in dem sie die schwache und korrupte Regierung öffentlich anprangert und die Behörden auffordert, ihrer Verantwortung nachzukommen.

Haiti

Kraft gibt den Menschen ihr Glaube, weiß Pater Emery: „Wir erinnern uns, mit dem Blick auf das Buch Exodus in der Bibel, an die vielen Jahre, die das Volk Gottes in der Wüste verbracht hat. Wir glauben, dass Haiti ebenfalls einen solchen Durchgang schaffen muss. Wir wissen aber nicht, wie lange diese Passage dauern wird. Das Evangelium sagt, dass Gott die Menschen nicht geschaffen hat, um im Elend zu leben. Das berührt die Menschen auf Haiti und es stärkt unsere Verpflichtung, Jesus nachzufolgen.“

Pater Emery Ménard

Die Kirche ist im ganzen Land aktiv, auch in den entlegensten Gebieten. Sie steht den Menschen bei, organisiert medizinische, und psychologische Hilfe und Nahrung.

Pater Emery Ménard
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