Menschenhandel in Myanmar: Wie Ordensfrauen helfen

Tausende flüchten vor Armut und Verfolgung aus Myanmar. Oft geraten besonders junge Frauen und Männer in die Fänge von Menschenhändlern. Sie müssen sich prostituieren, als moderne Sklaven auf thailändischen Fischkuttern arbeiten oder werden als Haushaltshilfen ausgebeutet.

Text: Lena Hallwirth // Fotos: Simon Kupferschmied

Im Februar hat ein Team von Missio Österreich Schwester Jucie und ihre Mitschwestern besucht, die sich gegen Menschenhandel einsetzen. Vor Ort haben wir mit Betroffenen gesprochen und gemeinsam mit unseren Projektpartnerinnen nach Wegen gesucht, um sie auch weiterhin bestmöglich zu unterstützen. Dabei wurden wir von Marcus Marschalek vom ORF-Fernsehen begleitet.

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Diesen Videobeitrag hat der langjährige Religionsjournalist über das Engagement der Ordensfrauen für die Sendung Orientierung (Ausstrahlung am 31.3.2019) gestaltet.

Gefährliche Versprechen

Menschenhandel Myanmar
Menschenhandel Myanmar

Die Versprechungen sind verlockend: Ein Job mit guter Bezahlung, dazu ein kleines Zimmer und genug Geld, durch das es auch der Familie in der Heimat gut geht. Mit Angeboten wie diesem locken Menschenhändler Jugendliche aus Myanmar nach Thailand. Sie wissen, dass viele Mädchen und Burschen keine Zukunft für sich in ihrer Heimat sehen. An der Grenze zu Thailand leben viele, die vor der Verfolgung durch das Militärregime oder durch radikale Buddhisten flüchten mussten. Sie haben keine Rechte und keine Arbeit. Um ihre Familien zu unterstützen, überqueren die Jugendlichen den Grenzfluss, der Myanmar im Süden von Thailand trennt. Ohne Aufenthaltsgenehmigung und Sprachkenntnisse sind sie den Menschenhändler in dem für sie fremden Thailand schutzlos ausgeliefert.

Menschenhandel Myanmar

“Ich habe befüchtet, dass andere Leute im Dorf herausfinden könnten, dass ich HIV-positiv bin. Vor allem wollte ich nicht, dass es meine Mutter erfährt, denn ich möchte, dass sie glücklich ist und sich keine Sorgen macht.”

Ma Naing Naing Maw

Tödliche Folgen

Manche Frauen bekommen das Angebot, in einem Hotel oder einer Bar als Kellnerin zu arbeiten. Dahinter verbirgt sich aber oft etwas Anderes: Viele Mädchen werden zur Prostitution gezwungen.”Ich dachte, ich würde als Kellnerin arbeiten”, erzählt Ma Naing Naing Maw, die mit 24 Jahren nach Thailand ging. “In der Nacht musste ich dann zu den Männern gehen. Dabei habe ich mich mit dem HI-Virus infiziert.” Der Gefahr, die diese Arbeit mit sich bringt, sind sich die Mädchen oft nicht bewusst. Wenn sie zu ihren Familien nach Myanmar zurückkehren, sind Krankheiten wie Aids häufig bereits ausgebrochen. Werden sie nicht behandelt, ist das für viele ein Todesurteil. HIV ist in Myanmar ein Tabu-Thema. Betroffene werden von Nachbarn und sogar ihren eigenen Familien gemieden. Viele wissen sehr wenig über die Krankheit und haben Angst, sich anzustecken. Trotz der hohen Zahl HIV-positiver Menschen in Myanmars Grenzstädten lassen sich viele aus Angst davor, ausgegrenzt zu werden, nicht testen. Unbemerkt geben sie so den Virus an ihre Kinder weiter. Dabei können HIV-positive Menschen heute mithilfe von Medikamenten verhindern, dass die Krankheit Aids ausbricht. Die Medikamente verringern auch das Risiko, andere mit dem Virus anzustecken.

Menschenhandel Myanmar
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Wissen schützt

Menschenhandel Myanmar
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Die Schwestern vom katholischen Orden Unserer Lieben Frau der Mission haben es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Frauen zu helfen. In Kawthaung arbeiten sie gegen die Stigmatisierung von HIV-Patientinnen und -Patienten. Die Schwestern klären die Menschen über die Krankheit auf, bieten HIV-Bluttests an und stellen Medikamente bereit, dabei werden sie von Missio Österreich unterstützt. Um den Frauen eine Alternative zur Prostitution zu bieten, organisieren die Ordensfrauen Ausbildungsmöglichkeiten: Als Näherinnen werden sie geschult und erhalten das Angebot, in der Schneiderei der Schwestern zu arbeiten. Dort bekommen die Frauen ein ordentliches Einkommen und die Chance auf ein besseres Leben.

Menschenhandel Myanmar

“Manche Menschen, die Opfer des Menschenhandels wurden, wollen nicht mehr leben, denn sie werden ausgegrenzt. Wir kümmern uns um sie und versuchen, dieses Verbrechen zu verhindern.”

Schwester Jucie Thein Shwe
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