Mosambiks jüngere Geschichte ist geprägt von Bürgerkrieg und Gewalt

In den westlichen Medien taucht das südostafrikanische Land kaum auf. Außer bei großen Unglücksfällen oder Naturkatastrophen: Dann erhält auch das bitterarme Land ein wenig internationale Aufmerksamkeit.

Text: Philipp Langmann und Katharina Breiner

„Unglaubliche Strände und Inseln für Abenteuer und Strandparties“ und ein „spannender kultureller Mix aus den Kulturen Afrikas, Chinas, Indiens und Portugals“, so jedenfalls preisen Tourismusseiten Mosambik im Internet an. Tatsächlich: Das Land ist ein Naturparadies und die Heimat von 740 Vogel- und 230 Säugetierarten. Die lange Küste am indischen Ozean ist reich an unberührten Sandstränden. Doch bis vor wenigen Jahren war der Boden des südostafrikanischen Landes verseucht durch Landminen. Der Unabhängigkeitskrieg, unfähige Regierungen und ein 16 Jahre dauernder Bürgerkrieg machten das Land zu einem der ärmsten weltweit.

Blutige Geschichte

Bereits im 15. Jahrhundert setzten die Europäer ihren Fuß auf das Land. An der Küste errichtete der portugiesische Entdecker Vasco da Gama erste Stützpunkte. Das war der Beginn der portugiesischen Kolonialisierung. Ihre Fremdherrschaft sollte 400 Jahre andauern. Nach dem zweiten Weltkrieg verschärfte sich der Widerstand gegen die Kolonialherren. 1962 formierte sich die Unabhängigkeitsbewegung „Frelimo“ und entfachte den Kampf um die Freiheit Mosambiks.

Erst der Sturz der Regierung Salazars 1975 in Portugal machte Mosambik zu einem unabhängigen Staat. Doch der Start war für die junge Nation schwierig: Die schweren Kriegsschäden aus dem Unabhängigkeitskrieg warfen das Land in seiner Entwicklung zurück. Die neue Regierung verordnete, dass alle Portugiesen das Land innerhalb von 24 Stunden mit maximal 20 Kilogramm Gepäck verlassen müssen.

Das war erst der Anfang vom Ende: Die regierende Frelimo wurde durch den Einfluss der Sowjetunion und seiner Bündnispartner immer marxistisch-leninistischer. Die Zwangsumstellung auf kollektive Landwirtschaft stürzte das Land immer tiefer in eine Lebensmittelkrise. Nur durch die materielle Unterstützung der kommunistischen Staaten konnte die desolate Wirtschaft am Leben erhalten werden.

In der Bevölkerung formierte sich vermehrt Widerstand. Mit dem Ziel, den Kommunismus aus dem Land zu vertreiben, begann 1977 die Rebellengruppe „Renamo“, Anschläge auf Straßen, Schulen, Gesundheitsstationen und Fabriken zu verüben. Unterstützung und Waffenlieferungen erhielten die rechtsgerichteten Guerilla-Kämpfer aus den rassistischen Regimen in Südafrika und Rhodesien. In der Spätphase des Kriegs hatte die Regierung der Frelimo nur mehr die größeren Städte unter Kontrolle. Am Land wütete der Terror der Renamo.

Bürgerkrieg in Mosambik

Vor dem Bürgerkrieg in Mosambik war die Pro-Kopf Wirtschaftsleistung größer als in Südkorea, in China oder in Thailand. Doch der Krieg änderte alles. Die weiße Regierung in Südafrika plante und unterstützte die Ausbeutung des Landes.

  • 2.000 Handelsposten und 600 Sanitätsstationen wurden zerstört, Brücken und Straßen gesprengt, Plantagen angezündet. Die Landwirtschaft war am Boden.
  • Vor dem Krieg war das Land ein beliebtes Touristenziel. Während des Krieges reiste niemand mehr freiwillig in das kaputte Land.
  • Die Fischgründe vor der Küste wurden von ausländischen Trawlern geplündert. Mit den Deviseneinnahmen aus den Verträgen wurden Waffen gekauft, während Fisch für die Bevölkerung unerschwinglich wurde.
  • Insgesamt starben rund eine Million Menschen direkt oder indirekt durch den Bürgerkrieg und dessen Folgen. Sechs Millionen Menschen flohen ins benachbarte Ausland oder wurden zu Binnenflüchtlingen.

Nach dem Ende des rund 16-jährigen Bürgerkriegs war Mosambik das ärmste Land der Welt. Laut dem internationalen Währungsfond lag es auf dem 180. Platz von damals 180 Staaten. Die Wirtschaftsleistung eines Österreichers war 130-mal größer als die eines Mosambikaners.

Unsicherer Frieden

Der Fall des Eisernen Vorhangs in Europa und das Ende des Apartheid-Regimes in Südafrika setzten der tödlichen Spirale ein Ende. Ohne die Unterstützung der ausländischen Mächte trocknete der Krieg buchstäblich aus und die Kriegsparteien waren gezwungen, sich an den Verhandlungstisch zu setzen. 1992 wurde endlich ein Friedensvertrag unterzeichnet.

Zwei Jahre später konnten im zerstörten Land die ersten freien Wahlen abgehalten werden. Offiziell ist Mosambik heute eine parlamentarische Demokratie.

Zaghafter Aufschwung

Heute befindet sich das Land im Aufbau und erlebte in den letzten Jahren einen langsamen Aufschwung. Wie viele afrikanische Länder besitzt auch Mosambik Unmengen an natürlichen Ressourcen. Die lange Küste und die reiche Flora und Fauna sind für den Tourismus bislang kaum erschlossen worden.

Auch wirtschaftlich gesehen hat Mosambik viel Potenzial, denn unter der Erde schlummern große Schätze: Es gibt Vorkommen an Gold und Diamanten sowie Kupfer und vielen anderen Industriemineralen. Im Nordwesten des Landes wird das möglicherweise größte Steinkohlevorkommen der Welt vermutet und erst kürzlich wurden vor der Küste Erdöl- und Erdgasvorkommen entdeckt.

Ein kleiner Lichtblick: Seit wenigen Jahren ist Mosambik das erste Land weltweit, das offiziell frei von Landminen ist. Selten kommt es noch zu Unfällen und Todesfällen. Dennoch: Alle bekannten Stellen konnten nach 22 Jahren Arbeit – auch durch den Einsatz von speziell ausgebildeten Ratten – geräumt werden. Das ist für die Entwicklung des Landes von höchster Bedeutung: Denn erst wenn die Gefahr im Boden beseitigt ist, kann an Straßenbau oder Ackerbau gedacht werden.

Trotz einiger positiver Entwicklungen ist das Land noch immer eines der ärmsten der Welt. Auf dem Human Development Index der UNO liegt Mosambik aktuell auf Platz 180 von 189. Korruption, ein unterentwickeltes Gesundheitssystem oder Krankheiten wie Aids, Malaria und Tuberkulose hemmen den Staat in seiner Weiterentwicklung.

Auch der Klimawandel macht sich in Mosambik immer stärker bemerkbar: Die großen Überschwemmungen nach den Wirbelstürmen im Jahr 2000, 2008 und jüngst 2019 haben verheerende Zerstörungen angerichtet. Jetzt müssen die Menschen an vielen Stellen wieder von null beginnen. Experten prognostizieren, dass durch den menschenverursachten Klimawandel katastrophale Zyklone wie „Idai“ häufiger werden könnten.

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