Father Cletus folgt seiner Berufung

Cletus Carol Mzweru lebt in Tansania. Er hat schon als kleiner Junge gewusst, was er will – nämlich sein Leben Gott widmen:

„Mein Pfarrer war ein großes Vorbild für mich. Ich wollte, wie er, Priester werden.“

Doch sein Traum wäre beinahe gescheitert. Cletus stammt aus ärmlichen Verhältnissen und seine Familie hatte nicht genügend Geld für die Priesterausbildung.

Im Oktober erzählte uns Father Cletus in einem berührenden Interview von seiner Berufung und davon, wie er heute als Priester in Tansania wirkt.

Wann verspürten Sie das erste Mal den Wunsch, Priester zu werden?

Ich wurde in der Hauptstadt Daressalam geboren. Meine Familie stammt aus Morogoro, einer ländlichen Gegend Tansanias. Meine Eltern waren in die Hauptstadt gezogen, um besser bezahlte Arbeit zu finden. So machen es viele Familien im Land. Meine Mutter engagierte sich immer schon karitativ. Sie war viele Jahre freiwillige Mitarbeiterin bei den „Mutter Theresa Schwestern“ in Daressalam und hat sich dort um bedürftige Kinder gekümmert.

Einmal gingen wir zu Weihnachten gemeinsam zur Messe. Die Kirche war komplett voll, wir mussten draußen mitfeiern. Ich wollte unbedingt die Krippe aus der Nähe sehen, doch die vielen Menschen machten ein Durchkommen unmöglich. Erst bei einer Wochentagmesse gelang es mir. Ich sah nicht nur die Krippe, sondern auch die Ministranten am Altar und wusste: „Ich will werden wie sie.“

Nach meiner Erstkommunion durfte ich dann schließlich ministrieren. Ich war unserem Priester bei der Messe jetzt ganz nah und verstand auf einmal, dass es noch mehr gibt, als Ministrant zu sein. Mein Pfarrer war ein großes Vorbild für mich. Ich wusste, ich möchte selbst Priester werden. Nach der Volkschule habe ich das Knabenseminar besucht und konnte später auch ans Große Priesterseminar wechseln. Dank Gott wurde ich am 1.7.2013 zum Priester geweiht.

Was waren Ihre Aufgaben in den Jahren seit der Weihe bis heute?

Meine erste Aufgabe war es, im Seminar tätig zu sein. Ich habe vor allem anderen jungen Seminaristen geholfen, ihrer eigenen Berufung zu folgen. Ich war vier Jahre lang als Kaplan in zwei unterschiedlichen Pfarren in Daressalam tätig, ich habe dort vor allem psychologische und spirituelle Hilfestellung gegeben. Während dieser Zeit war ich auch im Cardinal Rugambwa Krankenhaus als Seelsorger tätig. Außerdem unterrichtete ich Seminaristen im Fach „Messgesänge und Musik“. Zusätzlich zu meiner Tätigkeit in der Lehre, initiierte ich Projekte zur Selbstversorgung des Seminars. Wir legten einen Garten an,  hielten Hühner und Kühe. Diese Projekte sind äußerst wichtig für den Weiterbestand eines Seminars.

Was mache Sie heute als Priester?

Vor kurzem bestellte mich die Bischofskonferenz von Tansania als Lehrer und Vortragenden ans neu gegründete Große Priesterseminar Nazareti. Aber ich bin auch weiterhin im Seminar tätig und bilde mich auch selbst weiter. Das Seminar und die Möglichkeiten weitergehender Studien zu absolvieren, ist nur durch die Unterstützung der Päpstlichen Missionswerke möglich, wofür ich sehr dankbar bin.

Was sagen Sie den Menschen in Österreich, die die Priestersammlung am 6. Jänner unterstützen?  Warum ist es so wichtig, die Aktion zu unterstützen?

Es ist wichtig, die wachsenden Berufungen in Tansania zu fördern. Es gibt viele Seminaristen bei uns. Ohne finanzielle Unterstützung müssten viele nach Hause geschickt werden und könnten so ihrer innersten Berufung nicht folgen.

Was wäre passiert, wenn es die Unterstützung von Missio bei der Priesterausbildung nicht gegeben hätte? Was würden Sie dann beruflich machen?

Schon während der Sekundarausbildung war es sehr hart, ohne Unterstützung hätte ich diese nicht beenden können. Doch ohne weitere Ausbildung hätte ich meiner Berufung nicht folgen können. Ich würde jetzt einer Arbeit nachgehen, die mich weniger erfüllt – vielleicht in der Landwirtschaft – und die nicht meine Berufung ist.

Was geben Sie den jungen Seminaristen mit?

Junge Seminaristen sollen vor allem bereit sein, zu lernen und zu empfangen. Es ist ihre Aufgabe, die Kirche wachsen zu lassen. Die neuen Kurse haben gerade begonnen. Wir arbeiten im Sinne der Bischöfe und mit allen Kräften für unserer Kirche. Ich bekomme Hilfe und schöpfe Energie aus dem Gebet sowie der Hingabe für meine Aufgabe.

Was motiviert Sie?

Vor allem das Vertrauen, das die Menschen in mich haben. Es motiviert mich, die Leute zu erreichen. Ich bin dankbar, dass Gott mir dieses Geschenk gegeben hat, seiner Kirche zu dienen. Es ist ein Segen für Menschen zu arbeiten, die mir gezeigt haben, wie geschätzt meine Anwesenheit in der Gemeinde ist. Ich möchte anderen Gutes tun und ein Vorbild sein.

Was wünschen Sie sich für die Stärkung neuer Berufungen in Tansania und in der restlichen Welt?

Ich wünsche mir neue Berufungen und ich möchte junge Menschen motivieren, auf ihre eigene Berufung zu hören. Viele junge Männer hören ihre Berufung, haben aber dann keine wirkliche Unterstützung. Niemand hilft ihnen dabei, mit dieser Berufung umzugehen und sie zu fördern. Es ist wichtig, dass man selbst seine Berufung versteht, um dann weiter seine Berufung leben zu können. Durch Gebet bekommt man Klarheit und ein Verständnis dafür, wer man ist.

Vielen herzlichen Dank, Father Cletus.

Father Cletus

„Ich sage, es tut gut, zu geben. Wer teilt, ist gesegnet und unterstützt damit Gottes Werk. Daher ist es gut zu teilen und großzügig zu sein.“

Father Cletus Carol Mzweru

PRIESTERSAMMLUNG

Dass Father Cletus seiner Berufung folgen konnte, ist den vielen Unterstützerinnen und Unterstützern zu verdanken, die jedes Jahr ihren Beitrag zur Priestersammlung leisten.

„Ich bin unendlich dankbar für diese Hilfe! Dass ich studieren durfte, dadurch Priester werden konnte, ist das größte Geschenk überhaupt. Es ist nicht einfach, Priester zu werden. In Tansania gibt es sehr viele Berufungen und wenige Ausbildungsplätze.“ – bestätigt Father Cletus

In Afrika und Asien gibt es viele Berufungen. Dennoch kommen in Asien auf einen Priester etwa 26.300 Einwohner, in Afrika sind es sogar knapp 65.700. Die Welt braucht Priester! Es gibt zurzeit weltweit an die 115.000 Priesterstudenten, die sich auf das Priestertum vorbereiten.

Der Reinerlös der Priestersammlung ist ausschließlich für Priester bzw. Priesterstudenten in den ärmsten Ländern der Welt bestimmt. Mit den Spenden werden werden der Neubau und der Ausbau von Priesterseminaren und Noviziaten, die Kosten für die Ausbildung der ca. 80.000 Seminaristen, die in den armen Diözesen leben, sowie der Lebensunterhalt und die Unterkunft der Seminaristen während ihrer Ausbildung finanziert. Die Priestersammlung wird jährlich am 6. Jänner , am Festtag der „Erscheinung des Herren“, durchgeführt.

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