Myanmar: Christen im Visier der Militärs

Beschossene Kirchen, niedergebrannte Dörfer und Abertausende in die Flucht getriebene Christinnen und Christen. Die Militärjunta in Myanmar geht mit immer brutaleren Mitteln gegen das eigene Volk vor. Nun bricht die Versorgung zusammen. Die UN warnt vor „einem Massensterben“ und Hilfe wird noch nötiger.

Von Christoph Lehermayr

Christinnen und Christen im Widerstand

Fünf Monate sind seit dem Putsch in dem südostasiatischen Land vergangen. Von Beginn an stellten sich die Massen gegen die drohende Macht der Militärs. Bald begannen Armee- und Polizeikräfte den friedlichen Protest im früheren Burma mit Gewalt niederzuschlagen. Fast 900 Menschen starben, Tausende gingen ins Gefängnis. Gerade Christinnen und Christen wurden zu einem wesentlichen Teil des Widerstands, auch wenn sie nur ein Prozent der Bevölkerung des Staates mit seinen 54 Millionen ausmachen. Die Bilder des aufopfernden Einsatzes von Ordensschwestern und Priestern (Missio berichtete) gingen um die ganze Welt und brachten viel Anerkennung und Respekt.

Artilleriebeschuss und Luftangriffe

Gerade der gebirgige Landesteil Kayah gilt als Bastion des Christentums. Dort lebt die ethnische Minderheit der Karen und wird seit Jahrzehnten vom Militär verfolgt. Im Streben, aus dem Vielvölkerstaat Myanmar eine ethnisch burmesische Nation zu formen, ging die Armee nie zimperlich vor und beging etliche Massaker. Seit Wochen nehmen nun die Militärs erneut die Dörfer und Städte des Gebiets, das so groß ist wie Oberösterreich, in ihr Visier. Es kommt zu Artilleriebeschuss, aber auch zu Angriffen aus der Luft.

Offiziell betonen die Generäle gegen die Rebellengruppen der Karen-Minderheit vorzugehen, die sich dem Widerstand angeschlossen haben. In Wirklichkeit aber richten sich die Attacken auch gegen die Zivilbevölkerung. „Wenn nur eine Person aus einer Familie im Widerstand ist, trifft es die ganze Familie. Sind es einige aus einem Dorf, trifft es das ganze Dorf“, sagt Pater Aloysius Thet Htwe Aung, Direktor der örtlichen Caritas im Bistum Loikaw im Gespräch mit Missio Österreich: „Die Strategie ist es, jeden Widerstand an der Wurzel auszureißen und Angst unter den Menschen zu verbreiten, um weitere Proteste im Keim zu ersticken.“

200 zerstörte Dörfer

Die Folgen dieses Vorgehens sind drastisch. Bilder zeigen ganze Dörfer in Schutt und Asche. Pater Aloysius schätzt, dass bis zu 200 Dörfer zerstört wurden und sich 100.000 Menschen und somit ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner des Kaya-Staates auf der Flucht befinden. Etliche von ihnen suchten auch Zuflucht in Kirchen und Klöstern. Die Diözese ließ die Pforten der Gotteshäuser für Schutzsuchende aller Religionen öffnen. Doch das hielt die Armee nicht davon ab, sie auch dort in ihr Visier zu nehmen. Mindestens drei Kirchen wurden in den vergangenen Wochen unter Beschuss genommen und zum Teil schwer beschädigt. Myanmars katholische Bischofskonferenz verurteilte diese klaren Kriegsverbrechen und fordert ein Ende der Angriffe auf Zivilistinnen und Zivilisten sowie Gotteshäuser.

Ausharren im Dschungel

Derweil wird die Lage für die in den Dschungel geflohenen Menschen immer dramatischer. Der UN-Sonderbeauftrage für Menschenrechte Thomas Andrews warnt vor einem „Massensterben durch Hunger und Krankheiten.“ Erneut ist es die Kirche, welche ihr Möglichstes versucht, die Menschen auch dort zu versorgen. „Doch die Armee unterbindet den Transport von Nahrungsmitteln wie Reis in das Gebiet und riegelt die Routen ab. Es wird immer schwieriger, selbst Medikamente oder Decken in die Region zu bekommen“, sagt Pater Aloysius von der Caritas der Diözese Loikaw. Er berichtet davon, wie er und seine Kolleginnen und Kollegen alles unternehmen, um die Menschen jetzt nicht im Stich zu lassen: „Es gibt letzte verborgene Wege, die wir nutzen, um das Notwendigste in das Gebiet zu bringen.“

Bitte unterstützen Sie die Nothilfe-Maßnahmen, die Missio Österreich gemeinsam mit kirchlichen Partnern für Myanmar ins Leben gerufen hat. Sie retten damit Menschenleben!

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