Ein Geschenk an alle

Neuer Film von Juan Manuel Cotelo: „Das größte Geschenk“

Ein Resümee von Dominique Piech

Premiere in Wien

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In seinem DokumentarfilmDas größte Geschenk“ aus dem Jahr 2018, nimmt sich der spanische Regisseur Juan Manuel Cotelo einer Thematik an, die uns alle betrifft – VERGEBUNG. Neben den Worten „Ich liebe Dich“ gehören wohl auch die Worte „Ich habe Dir verziehen“ zu den schönsten. Beide hängen stark miteinander zusammen. Wie, das zeigt uns Cotelo, der Menschen unterschiedlicher Herkunft und Ethnie porträtiert, die authentisch ihren Weg der Vergebung erzählen.

Es sind Mütter, Väter, Witwen, Waisenkinder, Massenmörder, Inhaftierte und misshandelte Kinder, die in vielen Nahaufnahmen bewegend berichten, wie der Schritt in Richtung Versöhnung gehen kann. Cotelo trifft beide – Opfer und Täter. Er hört sich beide Seiten an und darf daran teilhaben, wenn sich beide treffen und versöhnt die Hand reichen. Jede Vergebungsgeschichte hat ihre eigene Zeit und ihren eigenen Verlauf, allerdings mündet alles in einer Essenz: Vergebung ist nur mit Gebet und Gott möglich.

Rein rational kann man dem Massenmörder, der 3.000 unschuldige Menschen auf dem Gewissen hat, nicht verzeihen. Schaut man ihn aber mit einem Blick der Liebe und Barmherzigkeit an, so wie Gott es bei jedem einzelnen von uns macht, ist Vergebung möglich.

Trailer

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Was bringt Versöhnung?

Die Sportlerin und Publizistin Irene Villa, die Cotelo interviewt hat, beschreibt es so: Nach dem Bombenanschlag, bei dem sie als 12-jähriges Mädchen beide Beine und drei Finger verloren hat, musste sie sich entscheiden, wie sie leben möchte: voller Hass und Wut oder einen Neuanfang starten, ohne nachtragend zu sein. Schnell wird klar, dass Versöhnung Frieden schenkt. Dieser Friede spiegelt sich in den Gesichtern aller Protagonisten wider.

Eine Witwe, die während des Genozids in Rwanda, ihren Mann und acht Kinder verloren hat, beschreibt, dass es sehr lange gedauert hat, um dem Nachbarn, der diese Gräueltat vollbracht hat, gegenüberzutreten. Der Täter übernimmt Verantwortung für sein Handeln und zeigt Reue. Er will sich bessern und wird von der Witwe mit Empathie empfangen.

Bewegend zeigt Cotelo genau diese Neuanfänge, die lebendig und ansteckend sind. So beschreibt der Regisseur selbst, dass nicht vergeben zu können, bedeutet, innerlich tot zu sein. Vergeben zu können, heißt wiederum, das Leben neu geschenkt bekommen.

Auch wenn die Rahmenhandlung der Zeugnisse in einen manchmal eigenartig anmutenden Western eingebettet ist und an manchen Stellen sich langatmig darstellt, regt der Film wirklich zum Nachdenken an. Er berührt, bewegt und stellt subtil dem Rezipienten die Frage nach der eigenen Bereitschaft, um Vergebung zu bitten und zu vergeben. Keine Frage, Schuld und Vergebung, Entfremdung und Versöhnung bleiben dem Menschen eine Herausforderung. Vergebung ist aber, so wie es der Titel sagt, ein großes Geschenk. Eines das in aller Freiheit geschenkt und empfangen werden kann. Eines, das Leben in Fülle bedeutet.

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